Kyritz

Aus der Geschichte der Kyritzer Mühlen

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Vom Heimatverein Kyritz bekam ich folgenden Text, der sehr gut die früheren Mühlengegebenheiten in Kyritz charakterisiert.

Vielen Dank dafür!

1654

Im Kyritzer Wirtschaftsleben hatte seit dem Mittelalter die Tuchherstellung eine große Bedeutung. Für die Tuchmacher bestanden auf der Stadtfeldmark seit frühester Zeit zwei Walkmühlen, die Walkmühle am Königsfließ an der Pritzwalker Chaussee in der Nähe der wüsten Dorfstelle Rüdow und die zur Stolper Mühle gehörige Walkmühle. Eine Erwähnung der beiden Kyritzer Walkmühlen ist erst in neuzeitlichen Akten zu finden. Die am Königsfließ in Stadtnähe gelegene Walkmühle, nach der das Königsfließ die Bezeichnung Walkmüllerfließ führte, wird erstmals am 26. Juni 1654 schriftlich im revidierten Feuerstellenverzeichnis der Stadt Kyritz mit der Bemerkung „Es wird auch in diesem Orte eine Walck-Mühle gefunden…“ erwähnt. Im 3. Viertel des 17. Jh., als in der Stadt die Tuchmacherei nach dem Krieg wieder in Aufnahme kam, gab es auch neuen Bedarf an Walkmühlen.

Nach einem Bericht aus dem Jahr 1748 war der Besitzer der Mühle verpflichtet, die Jäglitz zu räumen, da die Mühle in unmittelbarer Nähe der Einmündung des Königsfließ in die Jäglitz stand. Der Müller selbst wird als sehr arm bezeichnet, denn in der trockenen Jahreszeit wo der Fluß kaum Wasser führte, wurden die meisten Tuche in der Stolper Mühle gewalkt. (walken: in der Textiltechnik Vorgang des Verfilzens, z. B. der Wolle nach der Tuchherstellung). Die Mühle hatte wohl auch keine städtischen Steuern zu entrichten, da sie im Kyritzer Schoßkataster nicht erwähnt wird. Die Kämmerei der Stadt erhob aber von den Benutzern der städtischen Walkmühle ein Tuchgeld, ein Zins nach der Stückzahl der in der Mühle gewalkten Tücher.

Mit dem Niedergang der Kyritzer Tuchmacherei in der 2. Hälfte des 18. Jh. wegen Absatzmangels hat auch die Mühle aufgehört zu bestehen.

Seit dem 19. Jh. werden auf dem Kyritzer Stadtgebiet zwei Windmühlen betrieben. In der Mark Brandenburg treten die Windmühlen bedeutend später auf als die Wassermühlen, sind aber schon vor 1375 urkundlich nachweisbar. Da die beiden Windmühlen der Aufstellung der Kyritzer Gewerke aus dem Jahr 1801 nicht erwähnt werden, müssen sie nach dieser Zeit erbaut worden sein.

1841

Der Standort der wohl älteren Mühle, eine Bockwindmühle, ist in der Perleberger Straße, rechts der heutigen Robestraße auf dem Gelände des späteren Krankentransports vom Roten Kreuz. Das zur Mühle gehörende Land reichte entlang der Robestraße bis auf Höhe der Kaufhalle West und bis zur Mehrzweckhalle an der Perleberger Straße. Das Wohn- und Wirtschaftsgehöft der Mühle ist das Eckgrundstück Perleberger Straße / Ecke Kettinstraße (links der Kettinstraße). Die Windmühle, die bereits im Urmeßtischblatt Nummer 1546 von Kyritz aus dem Jahr 1841 verzeichnet ist, wird im Jahr 1860 schriftlich erwähnt (Lieselott Enders, Historisches Ortslexikon Brandenburg, Teil 1, Prignitz, 1997, S. 467).

Die Mühle, die zuletzt dem Müller und Mühlenbesitzer Hermann Röpnack gehörte, ist in den 90er Jahren des 19. Jh. abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden. Das gesamte Mühlengrundstück mit Wohnhaus und Wirtschaftshof gehörte später der Familie Ida und Martin Kleeßen, die allerdings das Land für den Wohnungsbau in Kyritz West in den 1950er Jahren zwangsweise abgeben mußten.

Die andere Windmühle, eine Holländer Mühle, stand an der Holzhausener Straße mit ihrem Standort im vorderen Teil des Geländes des späteren Flachkühlhauses, von Kyritz aus gesehen. Diese Mühle unterscheidet sich dadurch von der Bockwindmühle, daß sie fest mit dem Erdboden verbunden ist und aus Stein erbaut ist [Anmerkung Bernd Thiel: Das stimmt nicht ganz! Es gibt genügend Beispiele, bei denen der Mühlenkörper aus Holz ist]. Bei ihr wird nur die Haube, der Dachaufsatz mit den Flügeln, durch den Sterz in den Wind gedreht und nicht die gesamte Mühle. Die Mühle, die über viele Jahre der Müllerfamilie Buch gehörte, wird im Jahr 1860 als „holländische Getreidemühle“ genannt (Lieselott Enders, Historisches Ortslexikon Brandenburg, Teil 1, Prignitz, 1997, S. 467). Diese ist mehrmals abgebrannt, wurde aber immer wieder aufgebaut. Später nutzte man sie als Motormühle. Zum Mühlengrundstück gehört eine Landwirtschaft und eine Johannisbeerplantage. Im Mahlbetrieb hatte man sich auf die Verarbeitung der Pflanze Wegwarte spezialisiert. Die Wurzeln wurden geröstet, gemahlen und als Zichorienkaffee in den Handel geliefert. Auf dem Mühlengrundstück stand auch eine Korkenfabrik, die aus der Rinde der Korkeiche Korken herstellte. Fehlende Rohstoffe führten zur Einstellung der Produktion. Zuletzt (in den 50er Jahren) ist der Betrieb vom Enkel der Familie Buch, Herrn Meinschein, geführt worden. Für den Aufbau des Flachkühlhauses ist das gesamte Mühlengehöft vor 1965 abgerissen worden.